Die Humboldt-Forschungsstipendien sind eine Initiative der deutschen Alexander-von-Humboldt-Gemeinschaft, die es hochbegabten jungen Wissenschaftlern ermöglicht, sich in Deutschland niederzulassen und ihr Forschungsprojekt zu finanzieren. Die drei erfolgreichen Nachwuchswissenschaftler, Dr. Tom Berghof, Dr. Mohanned Alhussien und Dr. Adeyinka Abiola Adetula, werden von Prof. Benjamin Schusser, von der Professur für Biotechnologie der Reproduktion an der TUM School of Life Sciences in Freising-Weihenstephan, betreut.
Bis vor einem Jahrzehnt war die reverse Genetik bei Hühnern aufgrund der Komplexität des Fortpflanzungssystems der Vögel nicht möglich. Prof. Dr. Schusser und sein Team waren jedoch die ersten, die Hühner mit Hilfe der Reversen Genetik veränderten, und seither haben sie über 15 Hühnerlinien entwickelt. Ihr jüngster Erfolg ist die Entwicklung eines Cas9-Huhns, das einfache und spezifische genetische Veränderungen ermöglicht. Die Humboldt-Stipendiaten werden diese einzigartige Expertise der Gruppe nutzen, um das Immunsystem von Hühnern zu untersuchen.
Dr. Adeyinka Abiola Adetula analysiert die frühe Keimzellenentwicklung
Dr. Adetula schloss ihr Promotionsprogramm an der Huazhong Agricultural University in China ab. Danach forschte sie als Postdoktorandin am Agricultural Genomics Institute Shenzhen-CAAS. Dr. Adetula nutzte die Techniken der Genombiologie, Biochemie und Molekularbiologie, um RNA-Spezies im Hühnergenom zu identifizieren und den Beitrag des RNA-Editierens zur normalen Entwicklung und Physiologie von Tieren zu untersuchen. Ende 2020 erhielt Dr. Adetula zwei renommierte Stipendien, das TUM Global Postdoctoral Fellowship und das Georg Forster-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt Stiftung, um an der TUM zu forschen. In dieser neuen Rolle wird Dr. Adetula die frühe Keimzellentwicklung analysieren, um Faktoren zu identifizieren, die für die Entwicklung männlicher und weiblicher primordialer Keimzellen (PGCs) wesentlich sind. Zu den erwarteten Höhepunkten gehören die Entwicklung, Erhaltung und das Überleben von männlichen bzw. weiblichen PGCs sowie die Erzeugung von keimfreien männlichen und weiblichen Vögeln, die als universelle Empfänger für PGC-Transplantationen verwendet werden können, um die Effizienz der keimfreien Übertragung zu verbessern.
Dr. Mohanned Alhussien untersucht den Abwehrmechanismus gegen Vogelgrippeviren
Dr. Alhussien studierte Tierproduktion an der syrischen Universität von Aleppo. Danach erhielt er Stipendien aus Indien, um sein Master- und Doktorandenprogramm am ICAR-National Dairy Research Institute durchzuführen. Während seines Promotionsprogramms führte er eingehende Studien zur Funktion und Expression phagozytischer Zellen unter verschiedenen pathophysiologischen Bedingungen bei Milchvieh durch. Anfang 2021 wechselte Dr. Alhussien als Postdoctoral Fellow im Rahmen des TUM University Foundation Fellowship an den Lehrstuhl für Reproduktionsbiotechnologie. Kürzlich wurde er mit einem Humboldt-Forschungsstipendium ausgezeichnet. In seinem Humboldt-Projekt wird er mit Hilfe von IFN-?-Rezeptor-Knockout-Hühnern, die er derzeit entwickelt, die Rolle von Interferon lambda (IFN-?) im Abwehrmechanismus gegen Vogelgrippeviren untersuchen. Seine Forschung ist von grundlegender Bedeutung für den Einsatz von Schlüsselelementen des Immunsystems zur Kontrolle und Ausrottung von zoonotischen Krankheitserregern durch die Entwicklung immunmodulatorischer Ansätze und/oder wirksamerer Impfstrategien.
Dr. Tom Berghof entwickelt Strategien für eine verbesserte Geflügelindustrie
Dr. Berghof studierte Tierwissenschaften an der Wageningen University & Research in den Niederlanden. Anschließend schloss er seine Doktorarbeit und ein Postdoc-Projekt an derselben Universität ab, wobei er sich auf die humorale Immunität und ihre genetische Variation bei Hühnern konzentrierte. Während seines Promotionsprojekts entdeckte Dr. Berghof ein natürliches Knock-out des Toll-like-Rezeptor 1-Familienmitglieds A (TLR1A), das mit einer verminderten Entwicklung des humoralen Immunsystems einherging. Während seines Humboldt-Forschungsstipendiums in der Gruppe von Prof. Benjamin Schusser wird er den kausalen Zusammenhang zwischen dieser genetischen Variation in TLR1A und der B-Zell-Entwicklung untersuchen, was zur Entwicklung neuer innovativer Strategien für die Geflügelindustrie beitragen wird, wie z.B. Züchtung auf verbesserte Immunität, gesundheitsfördernde Ernährung und individuell oder genetisch auf die Linie zugeschnittene Impfprogramme.
Mehr Informationen:
- Professur für Biotechnologie der Reproduktion
- Humboldt Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt Stiftung
- Georg Forster Forschungsstipedndium der Alexander von Humboldt-Stiftung
- Forschungsförderung an der TUM
Redaktion:
Susanne Neumann
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