Die Ökosysteme von heute verändern sich durch den Klimawandel, aber auch durch andere anthropogene Einflüsse wie Veränderungen der Landnutzung und Verschmutzung – dies zählt alles zum Globalen Wandel („Global Change“). Prof. Ann-Marie Waldvogel widmet sich in ihrer Forschung dem Anpassungspotential von Gewässern an die veränderten Umweltbedingungen. Das bezieht besonders die Organismen ein, die in den untersuchten Gewässern leben.
Diese Grundlagenforschung untersucht, ob und wie sich Organismen an ihre Umwelt anpassen können. Die Ergebnisse sind besonders dann wichtig für Landschaftsplanung und Umweltschutz, wenn es darum geht, bestimmte Anpassungsmechanismen für das Ökosystem zu bewahren.
Was fasziniert Ann-Marie Waldvogel besonders an ihrem Fachgebiet?
„In meiner Forschung verbinde ich die Limnologie, also die Gewässerökologie, mit der Evolutionsbiologie und Biodiversitätsgenomik - dieser Dreiklang eröffnet faszinierende Schnittstellen und begründet für mich das Fachgebiet "Global Change Limnology". Ich setze dort an, wo Biodiversität entsteht – auf der genomischen Ebene. Von dieser Ebene hängen alle übergeordneten biologischen und dann auch ökologischen Prozesse ab. Die Biodiversität definiert also die Funktion, Qualität und auch Resilienz von Ökosystemen – in meiner Forschung sind das die Gewässer. Für mich liegt die größte Faszination darin, vom ganz Kleinen ins ganz Große zu denken - von der molekularen bis zur ökosystemaren Ebene, vom freischwimmenden DNA-Molekül bis zur Anpassungsfähigkeit eines ganzen Sees an den Globalen Wandel – und dabei möglichst alle Mechanismen der Ökologie und Evolution zu berücksichtigen.“
Worauf freut sich Ann-Marie Waldvogel an der Limnologischen Forschungsstation der TUM in Iffeldorf?
„Die Limnologische Forschungsstation der TUM in Iffeldorf bietet mir die perfekten Voraussetzungen, meine interdisziplinäre Forschung "Global Change Limnology" weiter auszubauen. Ich freue mich besonders darauf, im Kollegium der TUM und insbesondere der TUM School of Life Sciences, starke Bündnispartner für die interdisziplinäre Wasserforschung zu finden. Der Schutz und das Management von Süßwasserökosystemen ist von zentraler Bedeutung für den nachhaltigen Wandel unserer Gesellschaft und Wirtschaft. Die dafür notwendigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Innovationen müssen also mit einer gewissen Schlagkraft vorangebracht werden. Ich freue mich sehr darauf, an der Forschungsstation in Iffeldorf meinen Teil zu diesem Erkenntnisgewinn der TUM Wasser-Expertise beitragen zu können.
Die Forschungsstation bietet uns die Grundlage für gemeinsame Forschung mit hohen Qualitätsstandards, praxisnahe Ausbildung der nächsten Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (in Themen der Biologie, Landschaftsarchitektur und -Planung und der Bioinformatik, sowie den Bezug zum Ingenieurswesen) und Raum für wissenschaftlichen Austausch im TUM-internen, nationalen, wie auch internationalen Diskurs. Ich freue mich darauf, die Station zu einem international sichtbaren Zentrum für Forschung, Lehre und Entwicklung rund um das Thema "Global Change Limnology" auszubauen.“
Über Ann-Marie Waldvogel: Nach ihrem Studium der Biologie in Heidelberg und der Umweltwissenschaften in Frankfurt/Main promovierte Ann-Marie Waldvogel an der Goethe-Universität in Frankfurt. Als Postdoc erforschte sie die Genomik der Klimawandelanpassung in Insekten am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Im Jahr 2020 wurde sie Juniorprofessorin am Institut für Zoologie an der Universität zu Köln und widmete sich der Ökologischen Genomik von aquatischen Lebensgemeinschaften. Schließlich kam Sie im April an die TUM School of Life Sciences, um an der Limnologischen Forschungsstation in Iffeldorf zu arbeiten.