Bestäuber sind die stillen Helden unserer Ökosysteme. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Vermehrung von Pflanzen und steigern die Erträge landwirtschaftlicher Kulturen, indem sie Pollen zwischen Blüten oder Blütenteilen übertragen. Doch es gibt einen wenig bekannten Teil ihrer Geschichte: Viele Bestäuber verbringen wichtige Phasen ihres Lebens auf oder unter der Erde – sie nisten, ruhen oder überwintern im Boden.
Die Bedeutung des Bodens für Bestäuber
Die Bedeutung des Bodens für die Gesundheit von Bestäubern wurde bisher weitgehend übersehen. Wir wissen bislang wenig darüber, was Bestäuber während ihrer Zeit im Boden zum Gedeihen brauchen oder darüber, wie moderne Bodenbewirtschaftungspraktiken sowohl die Bestäuber als auch die essenziellen Ökosystemleistungen, die sie erbringen, gefährden könnten. Genau hier setzt ProPollSoil an.
Dieses EU-Forschungsprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, die Beziehung zwischen Bestäubern und Bodengesundheit eingehend zu untersuchen. Mit einer Förderung von 7,7 Millionen Euro über vier Jahre im Rahmen des Horizon-Europe-Forschungs- und Innovationsprogramms vereint ProPollSoil ein internationales Expertenteam unter der Leitung der Technischen Universität München (TUM).
Prof. Sara Leonhardt von der TUM koordiniert ProPollSoil
Seit dem Projektstart am 1. Oktober untersucht das ProPollSoil-Konsortium aus 23 Partnerorganisationen, wie wir Bestäuber besser schützen können – beginnend im Boden.
„Die Forschung im Rahmen von ProPollSoil wird letztlich dazu beitragen, Böden und die von ihnen abhängigen Bestäuber besser zu schützen. Um dies zu erreichen, werden wir die letzten verbliebenen ‚Hotspots‘ gesunder Böden identifizieren, die eine hohe Bestäuberdiversität unterstützen, Lebensräume für Bestäuber auf landwirtschaftlich genutzten und bewirtschafteten Flächen verbessern und gezielte Maßnahmen gegen den Verlust der biologischen Vielfalt ergreifen“, erklärt Sara Leonhardt, Professorin für Pflanze-Insekten-Interaktionen an der School of Life Sciences der Technischen Universität München und Projektkoordinatorin.
Um dieses Ziel zu erreichen, folgt ProPollSoil fünf klaren Handlungssträngen:
- Neues Wissen schaffen – die ersten umfassenden Daten zu den verborgenen Zusammenhängen zwischen Boden und Bestäubern erheben und bereitstellen.
- Gemeinsam mit der Praxis arbeiten – langfristige Zentren aufbauen, die Landwirtschaft, Forschung, Politik und Gemeinschaften zusammenbringen, um praxisnahe Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.
- Verbindungen stärken – Zusammenarbeit zwischen bestehenden und neuen EU-Projekten fördern, mit Fokus auf Böden und Bestäuber.
- Verständnis fördern – Sensibilisierung und Wissensvermittlung über Böden und Bestäuber für alle Interessengruppen – von der Bevölkerung bis zu denjenigen, die Entscheidungen treffen.
- Politik gestalten – die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik verbessern, um intelligentere und besser abgestimmte Umweltstrategien zu entwickeln.
Prof. Sara Leonhardt ergänzt: „Diese Handlungsstränge zielen gemeinsam darauf ab, eine Zukunft zu schaffen, in der gesunde Böden und artenreiche Bestäubergemeinschaften Hand in Hand gehen – mit positiven Auswirkungen auf die Biodiversität, Ernährungssysteme und Klimaresilienz.“
In neun Fallstudienregionen in ganz Europa wird das Projekt die Wissenschaft, die Landwirtschaft und andere lokale Akteure zusammenbringen. Auch Bürgerinnen und Bürger werden eine wichtige Rolle spielen: Sie können im Rahmen von Citizen Science helfen, die Biodiversität zu beobachten und in ihren eigenen Gemeinden das Bewusstsein und die Wertschätzung für die Natur stärken.